Schriftzug domain it yourself mit der Grafik von einem Mikro

domain it yourself

10.11.2021 | Katrin Schröder

Projektabschluss Domain of One’s Own

Mit Domain of One's Own wurde im deutschsprachigen Raum das Konzept eines eigenen Webspace für Studierende entwickelt.

Wie können Studierende schon während des Studiums lernen, sich im digitalen Raum zurecht zu finden? Wie können sie Autonomie über ihre eigenen Inhalte erlangen?
Wie kann bereits im Studium eine offene Kultur und Vernetzung gefördert werden?

Das Konzept der Domain of One’s Own, also ein eigener Webspace, der Studierenden von ihrer Hochschule bereitgestellt wird, ist im englischsprachigen Raum schon seit spätestens 2016 etabliert. Im deutschsprachigen Raum fehlte ein solches Konzept bisher, was sich mit dem HOOU-geförderten Projekt nun ändert.

In 2 Konzeptpapieren und 6 Podcastfolgen, wovon vier davon mit verschiedenen externen Gesprächspartner:innen aufgenommen wurden, erörtern Katharina Schulz und Christian Friedrich das Konzept von Domain of One’s Own aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Mit Kerstin Mayrberger sprechen sie über Partizipation und Mediendidaktik, die technischen und organisationalen Aspekte einer Implementierung der DoOO an Hochschulen werden im Gespräch mit Axel Dürkorp besprochen. Alexa Böckel hat den studentischen Blick auf das Projekt und Oliver Janoschka blickt auf verschiedene Strategien hinsichtlich DoOO an der Hochschule.

HOOU: Wie seid ihr auf das Konzept von Domain of One’s Own gestoßen?

Christian: In einer Virtually Connecting Session im Jahr 2015 hatte ich zum ersten Mal direkt Kontakt mit Jim Groom, er hat das Konzept an der University Mary Washington mit ins Leben gerufen. Über seinen Blog bin ich dann auch auf Domain of One’s Own gestoßen und habe begonnen zu überlegen, wie und wo so etwas auch in Deutschland seinen Platz finden könnte.

Katharina: Ich kann mich gar nicht genau daran erinnern, wann ich das erste Mal davon gelesen habe, vermutlich irgendwo auf Twitter. Als Christian dann in seinem Podcast „Feierabendbier Open Education“ mit Markus Deimann davon erzählte, dass er Materialien dazu übersetzen wolle und Unterstützung suche, habe ich mich dann gemeldet, zumal ich Erfahrung im Übersetzen habe.

HOOU: Seid ihr schon länger in der OER-Szene unterwegs?

Christian: Teil der Communities rund um OER und Openness bin ich seit etwa 2014, als wir an der Leuphana Digital School begannen uns auch mit anderen zu vernetzen, die offen und frei zugänglich im Netz Lernangebote machten. An der Digital School habe ich meinen Einstieg in das Feld gefunden, Online-Kurse entwickelt und die Materialien unter freie Lizenz veröffentlicht. Das war im Jahr 2012.

Katharina: Ich mache zwar schon lange E-Learning (seit 2011), habe den Einstieg in den Bereich Openness aber über Open Access gefunden, also den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen. In dem Themenfeld setze ich seit 2017 Projekte um. Ich suche immer nach Wegen, diese beiden Aspekte von Openness zu verbinden, und denke, dass DoOO ein Weg dahin sein kann, da es ja auch ums Publizieren geht.

HOOU: Ihr sprecht darüber auch in der ersten Folge, aber verratet uns doch nochmal, inwieweit das Konzept DoOO mit Virginia Woolfs Room of One’s Own zusammenhängt.

Christian: Der Essay wird von Akteur:innen rund um DoOO oft zitiert. Das eigene Zimmer, das es – verkürzt umschrieben – auch Frauen ermöglichen sollte, große Literatur zu schreiben, wird auf das Internet übertragen. Das eigene Zimmer wird in diesem Bild zur eigenen Website, zur eigenen Domain, wo ich selbst über Anordnung, Inhalte, Konfiguration und damit Macht entscheide.

Katharina: Für mich ist dieses Schlagwort „of one’s own“ ein starkes Symbol für Selbstwirksamkeit und dafür, als eigenständige Person wahrgenommen zu werden, und ich glaube, das war auch einer der Aspekte, um die es Virginia Woolfe ging.

HOOU: Wo seht ihr die größten Herausforderungen in der Umsetzung an Hochschulen?

Christian: Ich glaube die größten Herausforderungen haben wir gut im Podcast umschrieben. Am wenigsten Gedanken mache ich mir um die Didaktik. Es gibt bereits viele, die mit DoOO arbeiten und ihre Erfahrungen teilen. Schwieriger wird es bei der Hochschule als Organisation, die Technik bereitstellt, Geld ausgibt und gleichzeitig Kontrolle abgibt. Vieles in der Online-Lehre ist darauf ausgerichtet, Lernen messbar und nachvollziehbar zu machen. Input und Output stehen dann in einem vermeintlichen Zusammenhang. Das ist bei DoOO anders.

Katharina: Ich habe festgestellt, dass es tatsächlich schon viele Leute gibt, die DoOO oder Aspekte davon in ihrer Lehre umsetzen, aber es vielleicht nicht so nennen, weil sie noch nicht davon gehört haben. Aber sie haben i. d. R. kaum technische und organisatorische Unterstützung von ihren Institutionen. Außerdem – darüber sprechen wir auch im Podcast – eignet sich DoOO sicherlich nicht für jede Form von Inhalt.

HOOU: Wie geht es nun für euch weiter?

Christian: Auch wenn ich inzwischen in einem anderen Bereich arbeite, bleibe ich dem Konzept verbunden. Auch in meinem neuen Job am Wissenschaftszentrum Berlin spielen die Prinzipien einer DoOO eine Rolle. Und vielleicht ergibt sich ja einmal eine Fortsetzung des Projekts, z.B. mit Erfahrungsberichten aus dem deutschsprachigen Raum. Spannend fand ich zum Beispiel, wie das Konzept von der Corporate Learning Community aufgenommen wurde, das war klasse.

Katharina: Ich habe ja mittlerweile auch vor allem mit anderen Themen zu tun, aber ich möchte auch gerne weiter für das Konzept werben und es bekannter machen. Ich bin sicher, dass sich dafür auch immer wieder Gelegenheiten anbieten werden.

Wir danken euch für die tolle Umsetzung des Projekts und wünschen euch alles Gute für die Zukunft.