Expertengruppen – Hamburg Open Online University (HOOU) https://www.hoou.de/p Wie lernen wir in Zukunft? Thu, 10 Jan 2019 12:45:45 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.11 Das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz ist in Kraft getreten! https://projekte.hoou.de/p/2018/03/02/das-urheberrechts-wissensgesellschafts-gesetz-ist-in-kraft-getreten/ Fri, 02 Mar 2018 09:54:26 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=4417 Gestern ist das sog. Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetzes (UrhWissG) in Kraft getreten.

Es wird für den Bereich Wissenschaft, Bildung, Forschung, Unterricht und Lehre eine Vielzahl an Änderungen im Urheberrecht mit sich bringen.

Urheberrechtlich relevante Nutzungen sind für den genannten Bereich übersichtlicher geregelt worden und werden künftig in größerem Umfang möglich sein; u.a. wurde auch der in der Praxis schwer handhabbare § 52a UrhG (Öffentliche Zugänglichmachung für Unterricht und Forschung, d.h. Nutzung in EMIL etc.) durch eine nutzerfreundlichere Neuregelung ersetzt. Einige wenige – unerfreuliche –  Einschränkungen wird es z.B. bezüglich der Nutzung von Tageszeitungen und Publikumszeitschriften im Rahmen der Lehre geben.

Die ab 1. März geltenden Neuregelungen sind in der beigefügten Übersicht von der Juristischen Beraterin der HOOU@HAW Andrea Schlotfeldt zusammengefasst worden.

HOOU@HAW-INFOBLATT_UrhWissG

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Ein technisches System für die kollaborative OER-Entwicklung im Experimentierfeld der TUHH https://projekte.hoou.de/p/2017/06/01/ein-technisches-system-fuer-die-kollaborative-oer-entwicklung-im-experimentierfeld-der-tuhh/ https://projekte.hoou.de/p/2017/06/01/ein-technisches-system-fuer-die-kollaborative-oer-entwicklung-im-experimentierfeld-der-tuhh/#comments Thu, 01 Jun 2017 07:00:19 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=4277 von Axel Dürkop, Andreas Böttger, Tina Ladwig und Sönke Knutzen

Das Experimentierfeld der HOOU bietet den beteiligten Hochschulen die Möglichkeit, Erfahrungen und Erkenntnisse in den Bereichen der Mediendidaktik und Hochschulentwicklung zu sammeln und Neues auszuprobieren (vgl. Schwalbe, Peters, Ladwig, Jackewitz, Göcks & Knutzen, 2017, in diesem Blog). An der TUHH haben wir in diesem Sinne ein technisches System entwickelt, das für die Konzeption, Entwicklung und Weiternutzung von Open Educational Resources (OER) im Rahmen der HOOU sinnvoll und begründet erscheint (vgl. Dürkop, 2016, in diesem Blog). Im folgenden Artikel wollen wir unsere Erfahrungen und Ergebnisse teilen und reflektieren. Dazu werden wir die beteiligten technischen Komponenten vorstellen und erläutern, wie wir sie im Zusammenspiel einsetzen und in unsere Arbeitsabläufe integrieren. Abschließend werden einige Ergebnisse aus dem Vorprojekt vorgestellt, die mit dem System entstanden sind. Die Reflexion unserer Erkenntnisse und Erfahrungen sowie ein Ausblick auf den Fortgang der Entwicklung beschließen den Beitrag.

Inhalt

GitLab: Zentrale Kollaborationsplattform

Mit engagierter Unterstützung des Rechenzentrums der TUHH hosten wir seit 2016 eine Instanz der freien Software GitLab, die weltöffentlich ist und allen Interessierten zur Verfügung steht. Dabei war uns wichtig, die Registrierung auf der Plattform unabhängig von der Hochschulzugehörigkeit zu ermöglichen, um offene und institutionsübergreifende Lehr- und Forschungsgemeinschaften aufbauen zu können. GitLab kommt an der TUHH in Lehre und Forschung sowie in verschiedenen OER-Projekten zum Einsatz. Die Arbeitsumgebung wird an der TUHH von einer wachsenden Zahl Lehrender und Forschender eingesetzt, die den sicheren Rechtsrahmen der Hochschule sowie die Gestaltungs- und Kontrollmöglichkeiten der freien Softwarelösung proprietären Diensten wie bspw. GitHub vorziehen.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Das Aufsetzen von GitLab an der TUHH erforderte die Aushandlung diverser, insbesondere datenschutzrechtlicher Rahmenbedingungen. Dies begründet sich besonders auf der Tatsache, dass die GitLab-Instanz der TUHH nicht nur Hochschulangehörigen zugänglich gemacht wurde. Vor dem Launch der GitLab-Instanz fanden zahlreiche Aushandlungsprozesse zu Verfahrensbeschreibung und Risikoanalyse, aber auch zu Datenschutz und Nutzungsbedingungen statt. An diesen Prozessen waren Mitarbeiter_innen des Rechenzentrums der TUHH, juristische Vertreter_innen und wir beteiligt. Die hieraus entstandenen Dokumente wurden in weiteren Feedbackschleifen mit dem Datenschutzbeauftragten diskutiert und angepasst, bevor die GitLab-Instanz am 17. November 2016 weltöffentlich zugänglich gemacht wurde.

Offener Zugang und hochschulübergreifende Kollaborationsmöglichkeiten in GitLab an der TUHH

Dass GitLab seine Stärken in der Verwaltung von Quellcode hat und angetreten ist, eine ganzheitliche Produktionsumgebung für Software zu sein, belegen die zahlreichen Industrievertreter und Communitys, die es in diesem Sinne einsetzen. Wir wollten herausfinden, was es für die Entwicklung von Artefakten leistet, die nicht vornehmlich aus Quellcode entstehen, sondern aus Text und weiteren digitalen Medien. Dafür haben wir uns zunächst den Potenzialen von Static-Site-Generatoren zugewendet, die wir zusammen mit GitLab zu einem generellen Produktionsworkflow vereint haben.

GitBook und andere Static-Site-Generatoren

Wie an anderer Stelle beschrieben, sind Static-Site-Generatoren hinsichtlich technischer und konzeptioneller Anforderungen an OER geeignet, einen Kreislauf von Produktion, Distribution, Weiterverwendung und Weiterentwicklung zu ermöglichen. Die Quelltexte und Rohmaterialien liegen zur einfachen Weiterverwendung und -entwicklung vor und können mit freier und quelloffener Software verhältnismäßig leicht verarbeitet werden.

Wir haben uns an der TUHH entschieden, den Static-Site-Generator “GitBook” genauer auf sein Potenzial zu untersuchen und für die Produktion von OER-Material in der HOOU und am ITBH zu verwenden. Dabei haben wir uns von Anfang an den Möglichkeiten der freien Software “GitBook” orientiert und auf die Benutzung des Services GitBook.com verzichtet, um größtmögliche Freiheiten bei der Umsetzung des vorgeschlagenen Systems zu haben.

Die Software GitBook ist ein vergleichsweise einfach zu handhabender Static-Site-Generator, der aus beliebig vielen Markdown-Dateien ansprechende HTML-Konstrukte PDF- und ePub-Dokumente erzeugt. Durch seine Offenheit kann die Ausgabe beliebig in Layout und Gestaltung angepasst werden, was wir u.a. im HOOU-Projekt “Hop-on – Wege zum Berufsabschluss” (s. auch Ergebnisse) ausgenutzt und ausgereizt haben.1

GitBook und GitLab zusammen erlauben auf verschiedene Weise die Zusammenarbeit an OER-Projekten. Durch die Funktionen von GitLab ist darüber hinaus auch eine Form der Partizipation gegeben, die echte Teilhabe an allen Bestandteilen eines Projekts bedeutet.

Technisches Ermöglichen von Partizipation

Die Quelldateien der GitBooks, die wir in den vergangenen Monaten als Open Educational Resources erarbeitet haben, verwalten und teilen wir in der GitLab-Instanz an der TUHH. Die Mitarbeit und Weiternutzung im Sinne von Wileys 5R ist dabei auf unterschiedliche Weise technisch möglich:

Klonen und Forken

Wie auch von GitHub bekannt, kann der Quelltext der Projekte für eigene Zwecke geklont werden, denn die entstandenen Materialien stehen alle unter Creative-Commons-Lizenzen, die dies erlauben. Mit einer Registrierung im GitLab der TUHH können die Quelltexte auch geforkt, also in den eigenen Account kopiert werden (vgl. Screenshot).

Öffentliche Repositorien mit OER-Quelldaten können in GitLab geklont und geforkt werden.

Mitarbeiten im Projekt

Externe Interessierte können über den Button Request Access ihr Interesse an der Mitarbeit signalisieren und ggf. in das Projektteam aufgenommen werden (vgl. Screenshot).

Über einen Button auf der Startseite eines Projekts kann die Mitarbeit angeboten werden.

Vorherige Verabredung auf Zusammenarbeit

Am einfachsten und sinnvollsten ist sicherlich eine vorhergehende Verabredung zur Zusammenarbeit an einem OER-Projekt, die in der Regel über Kommunikationswege außerhalb von GitLab erfolgt.

Um die Autor_innen und Domänenexpert_innen nicht mit zuviel Technik zu verschrecken, die sie für alle diese Potenziale auf ihren Rechnern installieren und benutzen müssten, haben wir an der TUHH einen Workflow entwickelt, der einen einfacheren Einstieg ermöglicht. Zum besseren Verständnis des gesamten Systems, das dabei zum Einsatz kommt, muss zunächst noch eine weitere technische Komponente vorgestellt werden.

Docker: schnelle und experimentierfreudige Entwicklung

Docker ist eine freie Software für die schlanke Virtualisierung von Systemen und Diensten. In der Welt von Docker dienen beschreibende Skripte als Bauanleitungen für virtuelle Maschinen (images). Von diesen Abbildern können beliebig viele identische Container gestartet werden, in denen Anwendungen und Dienste laufen. So können bspw. alle Softwarekomponenten, die für einen Static-Site-Generator notwendig sind, in einem Docker-Image reproduzierbar untergebracht werden.

An der TUHH nutzen wir Docker mittlerweile in verschiedenen Zusammenhängen, weil es uns eine hohe Geschwindigkeit im Entwickeln und Experimentieren ermöglicht, auch beim Ausprobieren von Tools für Lehrlernzusammenhänge. In Kombination mit dem zuvor beschriebenen System von GitLab und GitBook ermöglicht uns Docker, schnell und unkompliziert die Generierungsprozesse der Static-Site-Generatoren serverseitig abzulaufen zu lassen und die Ergebnisse im Netz bereitzustellen. Der entsprechende Ablauf kann in Kürze wie folgt beschrieben werden:

  1. Autor_innen ergänzen/verändern Inhalte in GitLab.
  2. Ein dem Projekt zugeordneter GitLab-Runner reagiert auf die Veränderung und zieht sich den aktuellen Stand des Repositoriums aus GitLab (die Markdown-Dateien).
  3. Auf Basis eines Docker-Images wird ein neuer Docker-Container gestartet, in dem alle Softwarekomponenten für die Generierung bspw. eines GitBooks enthalten sind, und startet ihn.
  4. Das GitBook-HTML-Konstrukt sowie das GitBook-PDF werden erzeugt.
  5. Die entstandenen Artefakte werden auf einen Webserver geschoben, der Container wird gelöscht.
  6. Der Vorgang dauert ca. 30 Sekunden und kann anschließend von vorne begonnen werden.

GitLab als Content-Management-System

Durch die Verlagerung der fortlaufenden Generierung von Artefakten auf die Seite des Servers können auch Domänenexpert_innen und Autor_innen ohne viel “Kommandozeilenerfahrung” in der Logik von Git und GitLab mitarbeiten (vgl. dazu Dürkop, 2016, in diesem Blog). GitLab wird zu einem Content-Management-System, das einige Kenntnisse von Markdown als Auszeichnungssprache sowie das Erlernen bestimmter Workflows im Browser erfordert. Die initiale Struktur für die Static-Site-Generatoren, die wir verwenden, wird momentan noch von denjenigen angelegt, die sich am besten mit dem entwickelten System auskennen. In peer-to-peer-Lernrunden geben wir das Wissen und die Erfahrungen zu dem System momentan wöchentlich weiter, sodass Teammitglieder selbstständiger arbeiten können und in der Lage sind, auch komplexere Workflows zu verfolgen.

Ansicht eines Markdown-Dokuments im GitLab-Editor. Hier wären noch Formatierungsbuttons wünschenswert, die Einsteiger_innen das Lernen von Markdown erleichtern könnten.

Eine gewisse Lernkurve des Systems ergibt sich aus den Abläufen der Kollaboration, die im Zusammenhang mit Git und GitLab unvermeidbar ist. Jedoch haben wir in der Zusammenarbeit festgestellt, dass diese auch für “Nichtinformatiker_innen” keine unüberwindbare Hürde darstellt.

Qualitätssicherung in der OER-Entwicklung

Die vorgestellten Komponenten bieten hinsichtlich der Abstimmung und Qualitätssicherung einige Möglichkeiten, die im folgenden kurz vorgestellt werden sollen.

Diskussionen über Merge Requests

Ein wesentlicher Vorteil der Kollaboration an Softwarequellcode auf Plattformen wie GitHub und GitLab ist der Mechanismus des Code Reviews. Dabei wird mehr oder weniger streng eingefordert, dass die Community auf neue Beiträge schaut und ebenso fundiert wie konkret Kritik übt. In der Logik von GitLab heißt das, dass jemand etwas schreibt und dann mit einem Merge Request um die Integration seines Beitrags ins große Ganze des Projekts bittet. Das gilt für Text genauso wie für Code. In diesem Moment besteht die Möglichkeit, den Beitrag von mehreren Augen begutachten und kommentieren zu lassen (vgl. Screenshot).

Ansicht eines Merge Requests, hier aus dem Projekt Hop-on. Grüne Zeilen wurden ergänzt, rote entfernt. In diesem Moment können zeilenweise und/oder global Anmerkungen an den Beitragenden geschrieben werden.

Überträgt man diesen Ansatz auf die (Weiter)entwicklung von OER mit Markdown-Dateien, ist eine verlässliche Qualitätskontrolle durch einen permanenten und iterativen Reviewprozess möglich. Was oft durch Emailpingpong mit Office-Dokumenten im Korrekturmodus stattfindet, wird in die Browseroberfläche verlagert. Die Zusammenarbeit in den OER-Teams an der TUHH und die Ergebnisse haben gezeigt, dass ein Umstieg auf diese Form der transparenten und effektiven Kollaboration möglich und sinnvoll ist.

Vorschau auf Beiträge und Änderungen mit Review Apps

Der zuvor beschriebene Zusammenhang von GitLab und Docker bringt für die Qualitätssicherung in der OER-Entwicklung einen großen Vorteil, den GitLab durch die Funktion Review Apps bietet. Einmal eingerichtet, erlauben Review Apps die Generierung des OER-Materials für jeden parallelen Entwicklungsstrang (branch2) eines Projekts durch einen separaten Docker-Container. Auf diese Weise lassen sich konkurrierende und jeweils vollständige Vorschauversionen von GitBooks und anderen Generator-Artefakten erstellen, die anschließend mit dem Team in Merge Requests diskutiert werden können. Autor_innen erhalten mit Review Apps Arbeitsbereiche, in denen sie alle Freiheiten für Experimente und Vorschläge haben, die sie mit anderen diskutieren wollen.

Gerade die Funktion der Review Apps in GitLab bietet für die Entwicklung von OER-Material Vorteile und Möglichkeiten, die in anderen Systemen zur Dokumentenerfassung nicht gegeben sind (Wikis, GoogleDocs, Blogs).

Die Möglichkeiten, Projekte in GitLab zu dokumentieren und im Prozess ihrer Entwicklung zu diskutieren, sind durch Issues und Wikis zwar gegeben. Jedoch wollten wir herausfinden, was ein anderes mittlerweile viel gelobtes und verwendetes Tool für die Projektkommunikation und das Projektmanagement leistet.

Projektkommunikation mit Mattermost

Slack hat sich im Softwarebereich als wichtiges Kommunikationstool etabliert und wird zunehmend auch in Forschung und Lehre genutzt. Da wie bei allen proprietären Tools nicht klar ist, wie verlässlich und nachhaltig es ist, haben wir uns an der TUHH für die freie Alternative Mattermost entschieden. Wir koordinieren seit 2016 HOOU-Projekte damit und nutzen das Tool auch für die instituts- und institutionsübergreifende Kommunikation am ITBH. Seit dem Sommersemester 2017 setzen wir Mattermost auch in der Lehre ein. Mattermost lässt sich technisch mit GitLab koppeln, was dazu führt, dass die Webentwicklung direkt mit der Diskussion und dem Austausch um und in den Projekten verschränkt ist. Neue Issues und Kommentare tauchen direkt im Stream des entsprechenden Kanals in Mattermost auf und zeigen dort immer aktuelle Aktivitäten der beteiligten Menschen und technischen Systeme an. So sind kurze Reaktionszeiten möglich und eine Kultur des “Slack” kann sich etablieren: Wer gerade Zeit hat, kümmert sich um ein Problem (vgl. Leopold & Kaltenecker, 2013).

Im Folgenden wollen wir die vorgestellten technischen Komponenten in das Experimentierfeld der HOOU einordnen.

Das beschriebene System im Experimentierfeld an der TUHH

Die vorgestellten Komponenten ergeben zusammen ein komplexes technisches System, das kollaborative Arbeitsprozesse ermöglicht, die auf einer höheren Ebene einander ähnlich und damit generisch sind:

Gearbeitet wird gemeinsam mit Git/GitLab an offenen Code-/Textkonstrukten, die serverseitig mit Generatorsoftware in weitere Artefakte und Konstrukte überführt werden können.

Das aktuelle technische System, das wir an der TUHH ins Zentrum des Experimentierfelds für die HOOU gerückt haben, ist in der folgenden Abbildung noch einmal in seinen Kernkomponenten zusammengefasst und im Kontext des Experimentierfelds an der TUHH verortet.

Darstellung des Experimentierfelds der HOOU an der TUHH

Auch andere Tools, die unsere HOOU-Kolleg_innen an der TUHH im Experimentierfeld der HOOU einsetzen, werden mittlerweile auf Basis von Docker gehostet, so z.B. die WordPress-Instanz von Kniffelix, Humhub aus dem Projekt Ruvival sowie H5P im MikiE-Projekt. Auch das Discourse-Forum der Learning Community an der TUHH läuft als Docker-Container und wird in die GitBooks eingebunden.

Ergebnisse aus dem beschriebenen System

Während das beschriebene System im April 2016 noch im Stadium eines Vorhabens war, läuft es mittlerweile produktiv und hat innerhalb und außerhalb des HOOU-Kontextes Ergebnisse hervorgebracht. Die durchgeführten Projekte haben allesamt dazu gedient, das System weiter auszuarbeiten, Menschen zur Zusammenarbeit zu motivieren und damit Wünsche und Anforderungen zu ermitteln, die wiederum in die HOOU zurückfließen.

Hop-on – Wege zum Berufsabschluss3

Homepage der Website von “Hop-on”

Im technischen Zentrum des HOOU-Projekts Hop-on steht eine Django-Anwendung, die einen Fahrplan zur Ermittlung der Berufsbiographie von Migrant_innen und Geflüchteten bereitstellt. Die Ergebnisse, die dieser Fahrplan liefert, liegen in GitLab als eigenständiges GitBook vor. Kommt eine Nutzerin/ein Nutzer zu einem Fahrplanergebnis, lädt Django das nötige Dokument als Markdown-Datei direkt aus GitLab, wandelt es in HTML um und zeigt es innerhalb der Hop-on-Website an. Mit diesem Ansatz wollten wir herausfinden, wie man Forkability und Eigenständigkeit von OER-Materialien bewahren kann und gleichzeitig deren Teile in anderen technischen Kontexten nutzbar macht.

Darüber hinaus wurde das Hop-on-Buch entwickelt, welches ebenfalls als GitBook mit frei verfügbarem Quelltext vorliegt. Hier ging es uns darum herauszufinden, wie man das HTML-Theme von GitBook so abwandeln kann, dass es sich ohne iframe in das Design eines Webseitenkontrukts – hier Django – integrieren lässt.

Ein technischer Aspekt, der uns in diesem Projekt auch interessiert hat, war die Tauglichkeit von GitBook für die Bereitstellung von Inhalten mit Rechts-nach-links-Schrift (RTL). GitBooks können zuverlässig multilingual generiert werden, was wir im Hop-on-Projekt für die Sprachen Deutsch, Arabisch und Farsi nutzen. Für die Übersetzung verwenden wir die Plattform Crowdin und gehen hier nach einem Workflow vor, den wir uns von den Django Girls abgeschaut haben: Auch sie veröffentlichen ihr beliebtes Django-Tutorial als GitBook in zahlreichen Sprachen und haben den Übersetzungsworkflow mit Crowdin automatisiert. An anderer Stelle werden wir diesen Workflow detailliert entfalten, hier sei nur erwähnt, dass Crowdin hervorragend mit GitLab zusammenarbeitet, sodass Übersetzungsprozesse von Markdown-Dokumenten als halbautomatisches Wechselspiel zwischen GitLab und Crowdin ablaufen.

Zwischenfazit. Das Projekt Hop-on war nicht nur inhaltlich eine bereichernde Erfahrung. Es hat hinsichtlich der Technikentwicklung im Experimentierfeld der TUHH als Katalysator gedient, durch den wir viel über die Nutzung von Softwareentwicklungsparadigmen für die OER-Entwicklung herausfinden konnten.

BiotechAll – Biotechnologie im Alltag

Screenshot des GitBooks von “BiotechAll”

Das Projekt BiotechAll von Prof. Dr. Andreas Liese und seinem Team ist ebenfalls als GitBook in der GitLab-Umgebung der TUHH entstanden. Die inhaltliche Arbeit haben wissenschaftliche Mitarbeiter durchgeführt, die zuvor mit dem Git-Kosmos noch nichts zu tun hatten. Nach einer kurzen Einarbeitungs- und Betreuungsphase war es ihnen möglich, selbstständig mit dem beschriebenen System zu arbeiten. Das Projekt “BiotechAll” war das erste dieser Art und verfolgte zwei Forschungsfragen hinsichtlich Technologie und Didaktik:

  • Wie können statische Webseitenkonstrukte, wie sie ein Static-Site-Generator – auch hier GitBook – hervorbringt, interaktiver gestaltet werden?
  • Wie können OER-Materialien schon in der Anfangsphase der Entwicklung für die Weiternutzung konzipiert und optimiert werden?

Inspiriert von den Projekten des MIT Media Lab haben wir hier zwei Ansätze kombiniert und auf die erste Frage eine Antwort gefunden: Der Course-in-a-Box, den das Lab mit dem Static-Site-Generator Jekyll baut, haben wir mit der Forumsoftware Discourse verknüpft, die auch bei Learning Creative Learning und Play With Your Music zum Einsatz kommt. Dafür betten wir vorbereitete Threads aus Discourse per iframe in eine GitBook-Seite ein und kombinieren unsere offene Learning Community an der TUHH mit der linearen Struktur des BiotechAll-Projekts.

Hinsichtlich der zweiten Frage haben wir frühzeitig mit Lehrenden allgemeinbildender Schulen versucht, die Akzeptanz und Nutzung der Materialien zu prüfen. Hierbei wurde deutlich, dass es sinnvoll ist, potenzielle Nachnutzer_innen von OER-Material an der Konzeption zu beteiligen. Bisher arbeiten die gewonnenen Lehrkräfte noch nicht konkret bei der Erstellung und Weiterentwicklung von OER-Materialien mit.

Zwischenfazit. Während die technische Lösung, externe interaktive Inhalte in statische Seiten einzubinden, relativ einfach gelingt, bedarf es eines größeren Aufwands, das Lernangebot zu bewerben und die Zielgruppe zu aktivieren, dort auch tätig zu werden.

Weitere Projekte aus der HOOU

Zwei weitere GitBooks sind in den Projekten learn2compost (Team Prof. Dr. Kerstin Kuchta, TUHH) und Internationale Verhandlungen (Team NIT/Verena Fritzsche) entstanden. Das OER-Projekt “Tutorien zur Informatik” (Team Prof. Dr. Christian Kautz, TUHH) auf der Basis von LaTeX stellt ebenfalls Arbeitsblätter und Quellen unter einer freien Lizenz zur Verfügung.

Weitere OER-Projekte an der TUHH

Die HOOU hat in der TUHH für viele Entwicklungen den Impuls gegeben. So haben wir das beschriebene System auch in anderen Zusammenhängen eingesetzt und weitere OER-Materialien produziert.

Reflexion und Ausblick

Die Freiheit, auf jedem Desktoprechner die HTML- und PDF-Artefakte aus den Quelldateien generieren zu können, stellt gleichzeitig verhältnismäßig hohe Anforderungen an die technische Arbeitsumgebung sowie die Medienkompetenz der Nutzer_innen. Um den Einstieg an dieser Stelle zu erleichtern, haben wir einen Produktionsworkflow entwickelt, der diese Lernkurve zum einen vermindert, zum anderen aber auch genügend Spielraum nach oben lässt, um weitere Potenziale ausloten zu können und Fortgeschrittene nicht zu langweilen.4 Denn GitBook ist wie gesagt nicht der einzige (Static-Site-)Generator, der sich für die Produktion von OER eignet. Das MIT Media Lab hat es mit Course-in-a-Box vorgemacht, wie Kursmaterialien “5R-gerecht” entwickelt und bereitgestellt werden können. Hier kommt ebenso wie bei der Mozilla Foundation Jekyll als Static-Site-Generator zum Einsatz. Zur Klasse der Generatoren können im weitesten Sinne auch pandoc und pdflatex gezählt werden, die Ausgangsformate in Zieldateiformate bzw. Konstrukte umwandeln können.

Die Konzeption und Umsetzung des beschriebenen Systems zur Entwicklung von OER-Materialien mit Git/GitLab und Static-Site-Generatoren hat an der TUHH verschiedene positive Effekte gezeitigt. Die Kooperation zwischen den Autor_innen dieses Artikels mit dem Rechenzentrum und der Bibliothek der TUHH, dem Datenschutzbeauftragten der Hochschulen sowie den Early-Bird-Teams hat technische und soziale Aspekte rund um offene Bildungsmaterialien sehr konkret in den Fokus gerückt. Im Rückblick schätzen wir besonders den Vorgang der Installation und Anpassung komplexer offener technischer Systeme in der Hochschule als wesentlich ein für eine Entwicklung towards openness. Akteur_innen aus verschiedenen Einheiten der Organisation können somit am Thema Offenheit beteiligt werden – anders, als wenn proprietäre oder eingekaufte Tools zum Einsatz kommen.

So erscheint auch die Entscheidung für freie und offene Software im Rückblick sinnvoll und richtig, da wir im Vergleich zu den paid plans von GitBook.com und GitLab.com/GitHub.com in der Lage sind, unsere Installationen und Workflows an unsere Bedürfnisse anzupassen.

Schließlich sind wir davon überzeugt, dass die Kulturtechnik des Teilens mittels Git und GitLab für die Partizipation in der Open-Education- und Open-Science-Bewegung lernenswert und wichtig ist. Nachgelagert wichtig erscheinen hingegen Kenntnis und Können konkreter Produkte, denn deren Abwechslungsfrequenz ist höher, als es das Lernen in der Medienbildung zulässt.

Weitere Ausbaustufen

Usability verbessern. Im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass die Arbeit in dem beschriebenen System besonders den Beitragenden innerhalb des Systems viel abverlangt. In diesem Prozess haben wir sehen können, was wir noch beisteuern müssen, damit Kollaboration an OER-Materialien einfacher wird. Wir konnten aber auch feststellen, dass die Open-Source-Community – und dazu gehören wir ja prinzipiell auch – hinsichtlich der Usability noch Arbeit hat, wenngleich gerade GitLab in diesem Punkt wirklich vorbildlich ist und für UI/UX einen eigenen Forschungsansatz hat. Sichtbarkeit von OER steigern. Mittelfristig werden wir daran arbeiten, die Sichtbarkeit des Systems, seiner Potenziale sowie der Ergebnisse innerhalb und außerhalb der TUHH zu erhöhen. Auffindbarkeit von OER verbessern. Damit die Potenziale von OER sich einlösen können, ist es wichtig, OER-Materialien auffindbar zu machen. Entsprechend ist ein Arbeitspaket, welches wir zeitnah angehen werden, die Definition geeigneter Metadaten für OER-Materialien.

Wir freuen uns über Feedback in den Kommentaren unten und laden alle Interessierten ein, sich in GitLab an der TUHH zu registrieren und gemeinsam in neue Projekte zu starten!

Veranstaltungshinweis

Das beschriebene System zur (Weiter)entwicklung von OER-Material stellen Axel Dürkop, Andreas Böttger und Dr. Tina Ladwig am 24.06.2017 in der Zeit von 15:30 bis 17:30 Uhr unter dem Titel Static Site Generators für die Entwicklung von OER nutzen auf dem OERcamp Nord in Hamburg vor.

Anmeldungen sind auf der Website möglich.

Lizenzhinweis

Der Beitrag “Ein technisches System für die kollaborative OER-Entwicklung im Experimentierfeld der TUHH” von Axel Dürkop, Andreas Böttger, Tina Ladwig und Sönke Knutzen steht unter CC-BY 4.0 und darf unter den Bedingungen dieser freien Lizenz genutzt werden.

Referenzen

Leopold, K. & Kaltenecker, S. (2013). Kanban in der IT: eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung schaffen (2., überarb. Aufl.). München: Hanser.


  1. Derzeit gibt es vom GitBook-Entwicklerteam drei verschiedene themes. Für die meisten GitBooks, die wir erstellen, verwenden wir theme-default. Für das Hop-on-Buch haben wir das theme-faq angepasst.↩
  2. Branches sind ein elementares Konzept von Git bzw. GitLab. Neben dem Hauptzweig der Entwicklung kann komplementären Entwicklungslinien gefolgt werden, die später integriert oder wieder verworfen werden.↩
  3. Der folgende Abschnitt erscheint zukünftig in der Publikation “Hop-on – Wege zum Berufsabschluss” im Rahmen der Hochschultage Berufliche Bildung 2017. Autor_innen: Christiane Arndt, Axel Dürkop, Dr. Tina Ladwig. Näheres unter https://www.berufsbildung.nrw.de/cms/veroeffentlichungen/hochschultage-bb-2017/index.html↩
  4. Wer sich mit Git auskennt, kann problemlos in dieses System einsteigen. Allerdings sind Kenntnisse von Git unter Nichtinformatiker_innen noch eher die Ausnahme. Um diesem Umstand zu begegnen, steigen alle Interessierten zunächst in die Arbeit im Browser ein und können dann auf eigenen Wunsch tiefer in die Arbeit mit Git einsteigen.↩
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https://projekte.hoou.de/p/2017/06/01/ein-technisches-system-fuer-die-kollaborative-oer-entwicklung-im-experimentierfeld-der-tuhh/feed/ 1
OER: Entscheidungsgrundlagen zur Auswahl von Medien für das eigene Lernarrangement https://projekte.hoou.de/p/2017/05/24/entscheidungsgrundlagen-zur-medienauswahl/ Wed, 24 May 2017 19:33:16 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=4245 Was lohnt es zu beachten bei der Auswahl von (digitalen) Medien für Lehr-Lern-Prozesse? – Dieser Frage widmet sich unsere OER ‘Entscheidungsgrundlagen zur Auswahl von Medien für das eigene Lernarrangement’. Darin stellen wir kurz und bündig zentrale lernpsychologische Aspekte vor, die Einfluss auf das Lernen mit Medien nehmen. Gestaltungshinweise für Videos und ein Abschnitt über die Bedeutung von Notizen sind ebenfalls Teil der OER. Wir freuen uns auf Feedback und Ergänzungen!

(click für die) PDF Datei zu Entscheidungsgrundlagen zur Auswahl von Medien

(click für die) ODT Datei zu Entscheidungsgrundlagen zur Auswahl von Medien

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Innovation und Entwicklung in der HOOU* https://projekte.hoou.de/p/2017/02/21/innovation-und-entwicklung-in-der-hoou/ Tue, 21 Feb 2017 15:00:33 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=3962 Grundprinzipien agiler Entwicklung im Hochschulkontext

Übergeordnetes Ziel der Hamburg Open Online University (HOOU) ist es, eine Öffnung der Hochschulen zu erreichen und zeitgemäße, webbasierte Lehr- und Lernangebote für unterschiedliche Zielgruppen zur Verfügung zu stellen. Das gesamte Projekt wurde sowohl inhaltlich als auch aus einer Organisationsentwicklungsperspektive als Entwicklungs- und Innovationsprojekt gestartet. Im Rahmen eines Vorprojektes, das 2015 gestartet wurde, werden aktuell konzeptionelle und organisatorische Grundlagen geschaffen für eine nachhaltige Umsetzung der Zielstellungen in der Projektphase ab 2017. In diesem Beitrag wird ein Schlaglicht auf die Produkt- und Projektentwicklung aus der Perspektive der Operativen Koordination (OK) der HOOU geworfen.

Der Markenkern der HOOU als leitende Handlungsmaxime

Konzeptionell dient der Markenkern der HOOU als handlungsleitender Rahmen für das gesamte Projekt. Konkret werden in diesem Rahmen folgende Ziele verfolgt:

  • Lehr-/Lernangebote auf akademischem Niveau sollen didaktisch innovativ gestaltet und lernendenzentriert umgesetzt werden. Diese werden in derzeit über 60 sogenannten Early-Bird-Projekten in den Hochschulen entwickelt. Zeitgemäße Kommunikationsmöglichkeiten, sollen die Grundlage für die kommunikative Durchführung der Lehr-/Lernangebote darstellen. Für die Implementierung der Angebote soll vorhandene Open-Source-Software genutzt werden.
  • Die Angebote sollen sowohl für neue Zielgruppen zugänglich sein als auch im Rahmen der universitären Lehre zum Einsatz kommen, um eine aktuelle Hochschuldidaktik zu fördern. Neben der Öffnung der Hochschulen geht es also auch um eine nach innen gerichtete Hochschulentwicklung.
  • Eine zentrale Webapplikation für die HOOU wird entwickelt, die einerseits einen offenen Zugang zu Lernangeboten schafft und andererseits im weiteren Verlauf des Projektes die Möglichkeit bietet, im Rahmen der Early-Bird-Projekte entstandene mediendidaktische Innovationen abzubilden. Langfristig bildet damit die öffentlich frei zugängliche und nutzbare HOOU-Applikation das Kernstück des Projektes.
  • Support- und Qualifizierungsangebote für Lehrende dienen der Förderung einer Lehr- und Lernkultur entsprechend der im Markenkern formulierten Leitlinien.

Agile Entwicklung in zwei parallelen Handlungsfeldern

Ziel des Vorprojektes ist es, einen Prototyp bereitzustellen, der als Minimal Viable Solution (Patton 2014, S. 34) erste Einblicke ermöglicht, wie sich die Handlungsmaximen des Markenkerns konkret umsetzen lassen. Eine Weiterentwicklung dieses ersten Prototyps zu einer integrierten und umfänglichen Webapplikation für die HOOU folgt dann in der Hauptprojektphase ab 2017. Sowohl die organisatorischen als auch die technischen und konzeptionellen Erfahrungen aus dem Vorprojekt dienen als Basis für die Applikationsentwicklung im Hauptprojekt. Diese wird durch die OK gesteuert. Für die Gestaltung nutzerinnen- und nutzerzentrierter technischer Lösungen wurden Prinzipien der agilen Entwicklung (siehe u.a. Patton 2014) eingeführt.

Zentrale Herausforderung bei der Plattformentwicklung ist es, die Anforderungen, die sich erst im Laufe des Vorprojektes im Rahmen der Konzeption, Implementation und Erprobung der Lernarrangements aus den Early-Bird-Projekten ergeben, in die Konzeption der Plattform miteinzubeziehen und dennoch schon während dieser konzeptionellen Phase mit der technischen Entwicklung einer Plattform zu beginnen, um zu einem möglichst frühen Zeitpunkt der Entwicklung die neu entstehenden Lernformate der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die frühzeitige Bereitstellung ist nötig, um die neuen Konzepte erproben und weiterentwickeln zu können.

Aus organisatorischer Perspektive ergeben sich damit zwei Handlungsfelder, die parallel zueinander laufen und gleichzeitig inhaltlich und zeitlich aufeinander abgestimmt sein müssen.

Abbildung 1: Die zwei Handlungsfelder in der HOOU-Entwicklung

Handlungsfeld 1: (medien-)didaktische Innovation und Hochschulentwicklung

Die Förderung (medien-)didaktischer Innovation und Entwicklung ist eines der beiden zentralen Handlungsfelder. Verantwortlich für die Entwicklung und Erprobung innovativer Formen medienbasierten Lehrens und Lernens sind die Hochschulen, hier konkret die Lehrenden, die sich im Rahmen der Early-Bird-Projekte dazu verpflichtet haben, Lernarrangements unter den Vorgaben des Markenkerns zu gestalten. Ein exploratives Vorgehen fördert dabei die Innovationskraft. Aus technischer Sicht sind flexible Strukturen für die Implementation notwendig, die sich je nach Fachkultur der Early- Bird-Projekte und nach hochschulspezifischer Ausrichtung stark voneinander unterscheiden können.

Im Rahmen der Early-Bird-Projekte konkretisieren die Hochschulen ihre spezifischen Anforderungen an eine zukünftige HOOUWebapplikation. Im Sinne agiler Entwicklung fungieren die Early- Bird-Projekte zunächst als organisatorischer Rahmen zur Erstellung funktionaler Prototypen (Patton 2014, S. 40): Sowohl didaktisch als auch technisch werden medienbasierte Formen der Hochschullehre entwickelt und umgesetzt und im Rahmen von teilweise öffentlich zugänglichen Lehrveranstaltungen hinsichtlich der Zielstellungen des Markenkerns erprobt. Die technische Implementierung der Early-Bird-Projekte erfolgt in dezentralen Experimentierfeldern. Grundlage hierfür sind bestehende Infrastrukturen der Hochschulen sowie eigens für die HOOU bereitgestellte Installationen von Open-Source-Tools, die lose miteinander gekoppelt werden.

Aufgabe der OK ist es, anschließend, auf Basis von Evaluationen der ersten Durchläufe der aus den Early-Bird-Projekten entstandenen Lehr-/Lernszenarien, die Anforderungen an die Plattform gemeinsam mit den Hochschulen zu konkretisieren und zu operationalisieren.

Handlungsfeld 2: zentrale Entwicklung eines Prototyps

Die Entwicklung eines gemeinsamen Prototyps als zweites Handlungsfeld ist eine zentrale Aufgabe, die von der OK gesteuert wird. Langfristiges Ziel der Plattformentwicklung ist eine Seamless Software Integration (Paulheim & Erdogan 2010). Das bedeutet, die bisher in den Experimentierfeldern lose gekoppelten Tools werden – nach Erprobung und Evaluation im Rahmen der Durchführung von Lernarrangements – so miteinander verbunden, dass es keine wahrnehmbaren Brüche in der Nutzung der Plattform gibt. In der aktuellen Vorprojektphase steht der Aufbau eines strukturierten und benutzerinnen- und benutzerfreundlichen Zugangs zu Materialien und den verteilten Lernangeboten der Early-Bird-Projekte im Fokus der Entwicklung.

In Abstimmung mit der Expertengruppe Plattform und Konzeption wurden folgende konkrete Zielsetzungen für die Prototypentwicklung herausgearbeitet:

  • Alle Inhalte und Angebote, die im Rahmen des Projektes erstellt werden, werden als Open Educational Resources (OER) unter CC-Lizenzen bereitgestellt, sodass eine Weiternutzung der Inhalte ermöglicht wird. Dabei geht es darum, die Weiterverbreitung und die Nutzung in anderen Kontexten zu ermöglichen sowie die gemeinsame Bearbeitung, Weiterentwicklung und Versionierung von Lernmaterialien zu unterstützen (siehe auch Wileys „5R“ (2014) für OERMaterialien: „Retain, Reuse, Revise, Remix, Redistribute“).
  • Über ein zentrales Portal erhalten Studierende und interessierte Bürgerinnen und Bürger Zugang zu Lernangeboten der Hochschulen. Die Lernangebote werden mittels eines formalisierten Steckbriefes auf dem Portal dargestellt. Über einen Link gelangt man direkt zu den Lernangeboten, die von den Hochschulen auf den jeweiligen hochschuleigenen Infrastrukturen zur Nutzung bereitgestellt und auch dort organisatorisch verwaltet und gesteuert werden.
  • In einem zentralen OER-Repository werden die einzelnen Lernmaterialien wie z. B. Vorträge, Skripte, Bildersammlungen, Arbeitsblätter etc. gespeichert und öffentlich zugänglich gemacht. Intelligente Vorschlagsmechanismen und thematische Verknüpfungen der einzelnen Materialien unterstützen das Finden von Inhalten. Zusätzlich zur Teilnahme an den vorstrukturierten Lernangeboten wird damit auch verstärkt ein informelles, selbstgesteuertes Lernen für interessierte Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht.
  • Zur Schaffung einer möglichst großen Anschlussfähigkeit an andere Repositorien wird ein Metadatenmodell implementiert, das sich an gängigen Standards orientiert.
  • Alle Inhalte, die im Repository gespeichert sind, können direkt in andere Webseiten, Learning Management Systems (LMS), Blogs etc. eingebunden werden, sodass zentral gespeicherte Materialien auch im Rahmen der Lernangebote in den Infrastrukturen der Hochschulen genutzt werden können.

Ausblick

Da sich in einer Zeit des permanenten technologischen Wandels auch die Formen und Tools der Kollaboration und Kommunikation permanent verändern, ist das oben beschriebene zweigleisige Vorgehen nicht als reine Projektstruktur zu verstehen, die nach Fertigstellung der HOOU-Webapplikation auf Betrieb und Weiterentwicklung einer Plattform reduziert werden kann. Vielmehr ergibt sich mit der HOOU die Möglichkeit, agile Formen der Entwicklung und Raum für hochschul- und mediendidaktische Experimente als langfristiges Konzept für eine zeitgemäße Infrastrukturentwicklung in die Hochschulen zu überführen – ganz im Sinne Werner Sesinks, der bereits 2006 postulierte: „Die Bildungseinrichtungen werden sich darauf einstellen müssen, dass sie zu permanenten Baustellen werden. ‚Under construction‘ wird keine vorübergehende Behinderung des Betriebs mehr anzeigen, sondern die neue Grundverfassung. Das kann man bejammern und beklagen. Darin kann man aber auch eine Chance sehen: zu offenen Strukturen, die auf Experiment und Kreativität, auch auf Bereitschaft zur Revision, Umgang mit Erfahrungen des Scheiterns eingestellt sind und eine permanente Meta-Reflexion des Entwicklungsprozesses verlangen“ (in Scheibel 2006, S. 4).

Verweis und Literatur

*Dieser Beitrag von Christina Schwalbe, Patrick Peters, Tina Ladwig, Iver Jackewitz, Marc Göcks, Sönke Knutzen aus der SYNERGIE – Fachmagazin für Digitalisierung in der Lehre, #2, Seite 42-43, steht unter CC-BY-SA 4.0 und darf unter den Bedingungen dieser freien Lizenz nachgenutzt werden. Der Beitrag wurde ergänzt um die Abbildung 1 „Die zwei Handlungsfelder in der HOOU-Entwicklung“.

HOOU (2016). https://projekte.hoou.de/p/konzept-hamburg-open-online-university-hoou/

Patton, Jeff (2014). User Story Mapping: [discover the Whole Story, Build the Right Product]. Beijing [u.a.]: O’Reilly.

Paulheim, Heiko & Erdogan, Atila (2010). Seamless integration of heterogeneous UI components. In: Proceedings of the 2nd ACM SIGCHI symposium on Engineering interactive computing systems (EICS ‚10). ACM, New York, NY, USA, S. 303-308. Verfügbar unter: https://uhh.de/hxb0g [12.10.2016].

Scheibel, Michael (2006). „Under construction“ – Ein Meinungsspiegel zur Transformation von Bildungsinstitutionen. merz medien+erziehung (2/06 und 3/06).

Wiley, David (2014). Opencontent.org: The Access Compromise and the 5th R. Verfügbar unter: http://opencontent.org/blog/archives/3221 [12.10.2016].

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Neues Veranstaltungsformat: AfterwOERk https://projekte.hoou.de/p/2016/07/01/afterwoerk/ Fri, 01 Jul 2016 11:50:03 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=3284 “AfterwOERk” soll es allen HOOU-Projektbeteiligten ermöglichen, in einem neuen Format miteinander in Austausch zu treten. Zu Beginn eines jeden AfterwOERKs wird es einen kurzen Impulsvortrag zu einem bestimmten Thema geben, der den inhaltlichen Rahmen abstecken kann, aber nicht muss. Anschließend können die Teilnehmenden bei Snacks netzwerken und diskutieren.

Am 11.07. wird es die erste Veranstaltung der Reihe geben:
Den Auftakt macht ein interessanter Mix aus Nachhaltigkeit, Kollaboration und Lernen im Planspiel-Szenario. Ruth Schaldach (TUHH) berichtet in einem kurzen Vortrag über ihr innovatives Lehr-Lern-Szenario im Rahmen des Projekts „Rural Development and Highly Productive New Towns“. Sie experimentiert mit Studierenden in einem Planspiel. Dort soll virtuell an zwei Orten mit unterschiedlichen geographischen, ökonomischen und sozialen Gegebenheiten ein Ökodorf entstehen. Dabei nehmen die Lernenden ihre Rolle als VertreterInnen verschiedener Stakeholdergruppen wahr und bilden ihre Argumentationen und Diskussionen in kollaborativer Form über das soziale Netzwerk Humhub ab. Nutzen Sie im Anschluss die Chance, gemeinsam Ideen weiterzuentwickeln und sich auszutauschen!

Interessiert? Dann melden Sie sich bitte wie gewohnt über unser Online-Tool an. (Hinweis: Die Veranstaltungen sind derzeit nur für Projektbeteiligte geöffnet.)

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Neue Veranstaltungen der Digitalen Qualfizierung https://projekte.hoou.de/p/2016/06/13/neue-va-dq/ Mon, 13 Jun 2016 13:20:25 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=3179 Welche Aspekte muss ich beachten, wenn ich ein Webinar moderiere? Wie entwickle ich einen Roten Faden für mein Online-Lernarrangement? – Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich zwei neue Veranstaltungen, die wir Ende Juni erstmalig anbieten.

Felix Seyfarth leitet am 27. und 28.06.16 Workshops zu den Themen „Didaktisches Design von Online-Lernarrangements“ und „Onlinemoderation“. Er ist Mitarbeiter der Universität St. Gallen und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der verschiedenen Formen des digitalen Lernens auf vernetzte Organisationen. Praktische Erfahrungen mit dem Design von Lernarrangements und Onlinemoderation sammelt er durch die Konzeption und Durchführung von MOOCs.

Im Juli wird es zwei weitere neue Angebote geben: Dann ergänzen Workshops zu „Lernendenaktivierung“ und zur Auswahl von Medien für ein Lernarrangement („Welches Medium für welchen Zweck?“) unser Portfolio. Detailliertere Informationen dazu erhalten Sie hier in Kürze.

Unsere Veranstaltungsübersicht für die nächsten Wochen:

Datum, Uhrzeit Titel
27.06.2016 09:00 – 12:00 Didaktisches Design für Online-Lernarrangements & Online-Moderation: Modul 1 (Didaktisches Design von Online-Lernarrangements)
27.06.2016 13:00 – 16:00 Didaktisches Design für Online-Lernarrangements & Online-Moderation: Modul 2 (Online-Moderation)
28.06.2016 09:00 – 12:00 Didaktisches Design für Online-Lernarrangements & Online-Moderation: Modul 2 (Online-Moderation)
28.06.2016 13:00 – 16:00 Didaktisches Design für Online-Lernarrangements & Online-Moderation: Modul 1 (Didaktisches Design von Online-Lernarrangements)
11.07.2016 16:00 – 18:00 Basiswissen zum Online-­Lehren und -­Lernen
13.07.2016 09:00 – 12:00 Rechte & Lizenzen 2
13.07.2016 13:00 – 16:00 Zielgruppendefinition mit Hilfe von Personas
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Unsere Lessons learned vom Kompaktseminar “Konzeptionierung von OER” https://projekte.hoou.de/p/2016/05/13/unsere-lessons-learned-vom-kompaktseminar-konzeptionierung-von-oer/ Fri, 13 May 2016 13:04:23 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=2997 Wie bereits hier angekündigt fand am 11. Mai 2016 unser Kompaktseminar „Konzeptionierung von Open Educational Resources Projekten – lessons learned aus der Praxis”

In tollen Impulsvorträgen haben drei erfahrene OER-PraktikerInnen die Konzeption und Umsetzung von OER-Projekten aus ihrer Sicht geschildert und gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert.

Stephan Kulla berichtete von den Herausforderungen der kollaborativen Arbeit bei der Erstellung seines Projekts Mathe für Nicht-Freaks und hat für unseren HOOU-Blog sogar einen Gastbeitrag dazu vorbereitet. Kristin Narr ist es im zweiten Impulsvortrag gelungen, anhand verschiedener Beispiele (u.a. das Handbuch Making mit Kindern) die positiven Effekte von OER für die/den Produzierenden darzustellen. Den Abschlus bildete Anne-Christin Tannhäuser mit ihrem Beitrag zu großen und kleinen OER, der auch hier zu finden ist.

Unsere Lessons Learned sind:

  1. Jede/r OER-Produzierende sollte sich zunächst überlegen, für wen sie/er die OER überhaupt erstellt und welches Problem sie/er damit lösen kann?
  2. Aus vielen kleinen OER wird irgendwann eine große. (Also: auch der weiteste Weg beginnt mit einem kleinen Schritt.)
  3. Man muss nicht alles allein machen, sondern kann sich Leute dazuholen und mit ihnen gemeinsam an der OER arbeiten.
  4. Man sollte sich auch trauen, scheinbar unfertige oder unvollständige OER online zu veröffentlichen. Es gibt immer jemanden, der daran weiterarbeiten kann und will.
  5. Und wenn es einen Verbesserungsvorschlag gibt, bedeutet das nicht nur Kritik, sondern vor allem auch eines: Die eigene OER wurde gelesen.
  6. OER soll man so konzipieren und erstellen, dass man als Produzierende/r auch selbst einen Mehrwert davon hat.

Unser Dank gilt an dieser Stelle den beiden Referentinnen Kristin Narr und Anne-Christin Tannhäuser und dem Referenten Stephan Kulla sowie Franziska Wolf und dem Le3ap-Projekt, die maßgeblich zum Erfolg unseres Kompaktseminars beigetragen haben. Wir freuen uns über die gelungene Veranstaltung:

 

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COER16 startet am 23.5.2016 https://projekte.hoou.de/p/2016/05/13/coer16-startet-am-23-5-2016/ Fri, 13 May 2016 12:27:25 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=2988 Am 23.5.2016 startet der von mooin und iMoox veranstaltete COER16, ein Onlinekurs, der sich dem Thema Open Educational Resources widmet. Neben grundlegenden Informationen zu OER gibt es auch ganz praktische Hinweise, die bei der Umsetzung zu berücksichtigen sind. Und das Beste ist: Jede/r kann hier daran teilnehmen.

Aber schauen Sie selbst, was Sie beim Kurs erwartet:

Das Video Online-Kurs zu Open Educational Resources (COER16) von oncampusFHL steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutsch Lizenz.

 

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Mathe für Nicht-Freaks – Erfahrungsbericht für die HOOU https://projekte.hoou.de/p/2016/05/10/mathe-fuer-nicht-freaks-erfahrungsbericht-fuer-die-hoou/ Tue, 10 May 2016 15:06:44 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=2925 Beim nachfolgenden Beitrag handelt es sich um einen Gastbeitrag von Stephan Kulla.

Die Hamburger Open Online University hat mich eingeladen, um über das Projekt „Mathe für Nicht-Freaks“ zu berichten. Dies möchte ich nun zum Anlass nehmen, um meine Erfahrungen aus den letzten sechs Jahren zusammenzufassen. Für den Fall, dass du „Mathe für Nicht-Freaks“ nicht kennst: Dies ist eine frei zugängliche Lehrbuchreihe der Hochschulmathematik, die ähnlich wie die Wikipedia funktioniert und die insbesondere mathematische Konzepte sehr verständlich erklärt.

Der Anfang

Zunächst möchte ich dir berichten, wie ich zum Projekt kam. Ich war damals im ersten Semester meines Mathestudiums und habe vielen meiner Kommilitonen Nachhilfe gegeben. Sie hatten – wie viele andere Studienanfänger auch – große Probleme, die abstrakte Hochschulmathematik zu verstehen. Die von uns damals genutzten Lehrbücher waren keine große Hilfe: Viele von Ihnen waren nach einem strikten Definition-Satz-Beweis-Schema aufgebaut, welches viele Fragen unbeantwortet ließ: Wieso braucht man mathematische Konzepte? Was ist die Intuition hinter einem mathematischen Konzept? Wie kann man selbst auf einen Beweis kommen beziehungsweise wie muss ein Beweis aufgeschrieben werden?

Dies war dann auch der Ausgangspunkt für „Mathe für Nicht-Freaks“. Ich wollte ein Lehrbuch schreiben, welches nicht nur den mathematischen Formalismus beschreibt, sondern auch die Ideen und Intuitionen hinter den Konzepten erklärt. Ich bin mir sicher, dass diese Zielsetzung wesentlich zu unserem Erfolg beiträgt. Deswegen empfehle ich auch dir in deinem Projekt, dass du dein Ziel klar beschreibst. Was ist der Mehrwert von deinem Projekt? Welches Problem löst es? Was macht dein Projekt einzigartig und wieso sollten andere gerade dein Projekt und nicht andere benutzen?

Basierend auf den Vortrag How to know your life purpose in 5 minutes von Adam Leipzig möchte ich noch zwei Fragen hinzufügen: Welchen Personen hilfst du mit deinem Projekt? Woran merken diese Personen, dass du mit deinem Projekt erfolgreich bist? Für mich ist es beim Schreiben nämlich sehr hilfreich, wenn ich den Fokus auf den Menschen lege, dem ich helfen will. So antworte ich beispielsweise auf die Frage „Was machst du?“ nicht mehr mit „Ich schreibe ein Lehrbuch“ sondern „Ich helfe Studentinnen und Studenten Mathematik zu verstehen“.

Abstrakte Konzepte vermitteln

Ich möchte dir einen Tipp geben, wie du abstrakte Konzepte vermitteln kannst. Denke hierzu bitte an den Begriff einer Funktion. Was sind deine Vorstellungen zum Begriff Funktionen? Woran denkst du?

Denkst du an die formale Definition der Funktion?! Denkst du daran, dass eine Funktion eine Abbildung ist, die jedem Element der Definitionsmenge genau ein Element der Wertemenge zuordnet?! Wahrscheinlich nicht. Du hast vielleicht Beispiele im Kopf, diverse Abbildungen, bestimmte Gefühle oder Anwendungsbeispiele.

Diese Vorstellungen werden in der Mathematikdidaktik concept image genannt und deine Aufgabe als Lehrender ist die, diese Vorstellungen – neben der formalen Definition – dem Lernenden zu vermitteln. Dies ist keine einfache Aufgabe! Gegebenenfalls musst du deine Vorstellungen zunächst schärfen und Lücken in diesen schließen. Kannst du beispielsweise begründen, wieso man sich mit dem Begriff beschäftigen sollte?! Auch der „Transfer“ deiner Vorstellung in den Kopf des Lernenden ist nicht einfach. Nutze hier alle Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen: Texte, Abbildungen, Videos, Animationen, etc. Zusammenfassung: Vermittle nicht nur den Formalismus, sondern auch die Intuition hinter einem Begriff.

Aufbau und Betreuung einer Community

Für den Fall, dass du für dein Projekt ehrenamtliche Mitarbeiter suchst: Stell dich darauf ein, dass es sehr schwierig wird. Habe ich „schwierig“ gesagt?! Ich meinte natürlich „extrem schwierig“.

In meinem Projekt ist es so: Von 100 angesprochenen Personen hatte nur einer Interesse. Von 10 Leuten, die ihr Interesse bekunden, wird nur einer aktiv. Von 10 aktiven Autoren engagiert sich nur einer länger als ein Jahr. Geschätzt muss ich also 10.000 Personen ansprechen, um einen aktiven Autor bzw. eine aktive Autorin zu finden.

Ich denke, dass dies typisch für freie Projekte ist. Ich habe einmal die Anekdote gehört, dass der Medizin-Bereich der Wikipedia im Kern von nur zehn sehr aktiven Autorinnen und Autoren erstellt wurde. Ich weiß nicht, ob diese Anekdote wahr ist oder nicht, sie deckt sich aber mit meiner Erfahrung. Zwei Dinge leite ich auf dieser Anekdote ab: Es ist zwar extrem schwierig, engagierte Ehrenamtliche zu finden, jedoch kannst du mit sehr wenigen Personen sehr viel erreichen und bewegen.

Was ist wichtig im Aufbau einer ehrenamtlichen Community? In meinen Augen sind es zwei Dinge: Zum einen ist es eine gute Betreuung, bei der du zeitnah Feedback auf die Beiträge der Community-Mitglieder gibst. Zum anderen ist es der persönliche Kontakt: Ein Telefonat ist besser als eine E-Mail und ein Treffen ist besser als ein Telefonat. Weitere Tipps zum Aufbau und zur Betreuung einer Community findest du im Artikel „Fusion von OER-Projekten: Chancen und Herausforderungen“ den ich zusammen mit anderen Autoren des Projekts erstellt habe.

Zum Abschluss möchte ich dir noch einen Tipp für die Planung von Community-Projekten mit auf den Weg geben: Mach deine Prozesse so unbürokratisch und so einfach wie möglich. Wir haben bei uns im Projekt beispielsweise das Prinzip, dass jeder alles jederzeit verändern und bearbeiten darf, ohne dass er um Erlaubnis fragen muss. Wir haben bei uns im Projekt nämlich die Erfahrung gemacht, dass bürokratische Review-Verfahren oder Einteilungen der Zuständigkeiten nicht gut funktionieren. Innerhalb eines ehrenamtlichen Autorenteams gibt es nämliche große Fluktuationen, die nicht vorhersehbar sind. Dementsprechend sind langfristige Planungen schwierig. Auch haben bürokratische Prozesse immer einen gewissen Overhead, der Zeit von der eigentlichen Erstellung der Inhalte wegnimmt.

Dieser Artikel wurde von Stephan Kulla erstellt und steht unter einer freien CC-BY 4.0 Lizenz.

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Kompaktseminar: Konzeptionierung von OER https://projekte.hoou.de/p/2016/05/10/kompaktseminar-konzeptionierung-von-oer/ Tue, 10 May 2016 13:31:15 +0000 https://projekte.hoou.de/p/?p=2920 Lessons learned aus der Praxis

In Kooperation mit dem Team Mediendidaktik HOOU@HAW, organisiert das Forschungs- und Transferzentrum „Applications of Life Sciences“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Rahmen des L³EAP-Projekts am 11. Mai 2016 dieses Kompaktseminar an der HAW Hamburg.

Die Teilnehmenden erhalten Erfahrungen mehrerer OER-Produzierender aus „erster Hand“ und erhalten einen Eindruck darüber, welches entscheidende Punkte im Verlauf der Konzeption und Umsetzung sind. Je nach inhaltlichem Schwerpunkt bekommen sie Tipps und methodische Hinweise zur Vorgehensweise bei der Gestaltung und Aufbereitung von Lehr-Lern-Materialien für OER. Am Beispiel abgeschlossener OER-Produktionen wird deutlich, dass die Umsetzung machbar und erfolgreich sein kann.

 

 

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