Mit dem Aufkommen des Internets wurde das Versenden unserer digitalen Momente zu einer bewussten Aussage, Teil der Kommunikation und gehört heute zu den bekannten Kulturtechniken. Wir identifizieren uns mit den digitalen Umgebungen, gestalten und individualisieren das visuelle Erscheinungsbild unserer Geräte. Wir zeigen heute gern, wie wir an Geräten arbeiten, spielen und kommunizieren — mal auf großer Bühne im Stream und mal ganz privat im Chat. Dafür werden die digitalen Gesten in Pixel eingefroren. Es entsteht eine Momentaufnahme der vibrierenden Software, die eigentlich dynamisch, smart und interaktiv sein will — eine Manifestation des Flüchtigen in rudimentäre Anordnungen von Rot, Grün und Blau. Retrospektiv sind diese Aufnahmen oft die einzigen Zeugnisse unseres digitalen Lebens — ein Archiv digitaler Repräsentation. Wir generieren somit permanent Screenshots und Screencasts. Wir archivieren, sortieren und publizieren unseren digitalen Alltag in verschiedenen Gemeinschaften. Dabei verraten die Bilder immer auch immanente Informationen des Systems über Zeit und Raum, kulturelle Herkunft und digitale Eigenarten der Autoren. Ein heimlicher Blick in private Momente unserer digitalen Kultur und die Eigenarten ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Der Bildschirmhintergrund mit dem privaten Urlaubsfoto des letzten Sommers, die offenen Tabs im Browser zu den aktuellen Immobilienangeboten oder die spontan aufblinkenden Notifications über neue Mails, Kontakte oder bevorstehende Termine machen uns, die digitalen Autoren, auf eine subtile Art bekannt.
Mit dem Projekt "Screencasting" konzipiert die Klasse Digitale Grafik unter Leitung von Prof. Christoph Knoth und Prof. Konrad Renner einen explorativen Zugang zu Momenten des digitalen Teilens. Dabei soll eine groß Bandbreite an historischen Faktoren, gestalterischen Möglichkeiten und kulturellen Diskursen abgedeckt werden und einer größtmöglichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine gemeinsame Plattform (Webseite), von der Klasse konzipiert und entworfen, funktioniert als virtueller Ausstellungsraum und macht unterschiedliche künstlerischen Positionen sichtbar. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen:
Die Plattform vereint als die digitale Ausstellung Kunstwerke und theoretische Reflexionen, die das Thema Screencasting aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Dadurch werden die unterschiedlichen Möglichkeiten der Interaktion zwischen Mensch und Maschine, dem Offensichtlichen und dem Spekulativen in digitalen Repräsentationen sichtbar. Die Klasse Digitale Grafik übernahm hierfür die Autorenschaft und redaktionelle Arbeit, hat aber auch weitere, internationale Akteure aus dem Feld der digitalen Kultur eingeladen, eigene Screencasts zu erstellen und über die Plattform zu veröffentlichen.
Mit Beiträgen von: Ran Altamiro | César Escudero Andaluz | Julian Asbäck | Sacha Assi | Monique Baier | Evan Bech | Sofia Braga | Max Bodendorf | Nasia Chan | Jorge Day | Nicholas Evans | Francis Hunger | Thalia Kassem | Malin Kuht | Francis Kussatz |Aude Launay | Katharina Merten | Sebastian Möring | Jaakko Pallasvuo | Anna Regner | Jonathan Riese | Eglė Ruibytė | Tina Sauerländer | Sebastian Schmieg | Molly Soda | TeYosh | Eve Wangui
Veröffentlicht am
June 18, 2019
Sprachen
Deutsch
Englisch
Autor*innen
Prof. Christoph Knoth
Prof. Konrad Renner
Cora Kehren
Benedikt Rottstegge
Jens Schnitzler
Marco Wesche
Hochschulen
LRMI Metadaten
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Ausrichtungstyp alignmentType |
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Bildungsrahmen educationalFramework |
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